Braunschweig. Welch ein Abend, welch ein Spiel! Die Drittliga-Handballer des MTV Braunschweig sicherten sich am drittletzten Spieltag der Saison durch eine famose Leistung den Klassenerhalt. Die nötigen Punkte holten sie am Samstag ausgerechnet gegen den Aufstiegsanwärter HSG Nord aus Henstedt-Ulzburg. 24:22 hieß es am Ende für den MTV – und sowohl Spieler als auch Zuschauer waren in der Sporthalle Alte Waage völlig aus dem Häuschen.
Sebastian Czoc, neben Torwart Timon Wilken einer der überragenden Spieler dieses denkwürdigen Abends, brachte es nach dem Schlusspfiff freudestrahlend auf den Punkt: „Das war der schönste Sieg der Saison!“ Zum einen freilich, weil der Klassenerhalt besiegelt wurde; zudem auch, weil die Spieler von Coach Volker Mudrow feinsten Handballsport zeigten. Es war eine ihrer besten Saisonleistungen und – vor allem – eines Drittligisten absolut würdig.
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Der „kleine“ MTV, vorwiegend bestückt mit Spielern aus der eigenen Jugend und mit dem wohl niedrigsten Ligaetat, zwingt die große HSG Nord HU in die Knie. Jenen Klub, der vergangene Saison noch in der zweiten Liga spielte und so schnell wie möglich wieder hoch möchte, am liebsten in dieser Spielzeit.
„Dass wir in diesem Spiel mithalten können, habe ich für möglich gehalten, aber das wir gewinnen? Wahnsinn!“, freute sich Philipp Krause nach dem Abpfiff. Und dieser Sieg war absolut verdient. Einer der Schlüsselfiguren: Timon Wilken. Der MTV-Schlussmann spielte wie vom anderen Stern und brachte den Kontrahenten immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Vor allem bei den Strafwürfen: Von sechs Siebenmetern parierte Wilken sage und schreibe fünf. FÜNF! Galaktisch!
In der ersten Viertelstunde, als der MTV mit angezogener Handbremse spielte und noch nicht so recht ins Spiel gefunden hatte, war es Timon Wilken, der eine noch deutlichere Gästeführung durch diverse Glanzparaden verhinderte. Nach dem 4:8-Rückstand dann drehte der MTV auch im Angriff auf, und hier vor allem Sebastian Czok: Sein bis zu dem Zeitpunkt fünftes Tor sorgte für den erstmaligen Ausgleich (9:9), das war in der 22. Minute. Und auch Lasse Giese traf ein ums andere Mal, unter anderem zum 13:13-Pausenstand.
Die gut 1000 Zuschauer spürten zu diesem Zeitpunkt längst, dass eine Sensation in der Luft lag und feuerten ihre Mannschaft munter an. Und sie sollten nicht enttäuscht werden, denn die fingen bei Wiederanpfiff da an, wo sie zuvor aufgehört hatten. Der starke Philipp Krause sorgte in der 32. Minute für die erstmalige MTV-Führung (14:13), anschließend zogen er und sein Team mit 17:14 davon. Auch durch den zwischenzeitigen 17:17-Ausgleich ließen sie sich nicht aus der Fassung bringen.
Mario Galijot, der sich zwischenzeitlich am ohnehin lädierten Knie verletzte und zunächst vom Feld humpelte, verstärkte in der Schlussphase erneut die Abwehr. Elf Minuten vor Schluss lagen die MTV’ler fünf Tore in Front (24:19), und auch wenn sie kein Tor mehr erzielten, so retteten sie den 24:22-Sieg – trotz hektischer Endphase – souverän über die Zeit. Für die Zuschauer gab es kein Halten mehr, bereits Minuten vor dem Ende feierten sie ihre Spieler mit stehenden Ovationen.
Dass die Braunschweiger Spieler und ihr Trainerteam anschließend nicht nur sich selbst feierten, sondern auch die Zuschauer ausgiebig beklatschten, kam nicht von ungefähr. Und so gab es von Volker Mudrow eine Auszeichnung der besonderen Art. „In eigener Halle, vor unseren tollen Zuschauern, können wir jeden schlagen, auch einen Tabellenzweiten. Sie haben wesentlich zum Erfolg beigetragen.“ Eine starke Aussage. Welch ein Abend, welch ein Spiel! iri
Statistik: Grunz, Wilken – Czok (7), Sowa, Melzig, Alex, J. Krause (1), Wolters, P. Krause (6), Nikolayzik (1), Körner (1), Giese (6), Galijot (2)
Foto: Agentur Hübner